Stadtverwaltung legt Maßnahmenpaket für mehr Wohnraum in Sindelfingen vor

Für Sindelfingen wird bis zum Jahr 2030 eine Zunahme der Bevölkerung und dementsprechend der Haushalte prognostiziert. Um den Wohnraumbedarf decken zu können, sollen die Bestrebungen der Innenentwicklung mit einem Maßnahmenpaket intensiviert werden und zur langfristigen Bedarfsdeckung sollen für den Bereich „Mühlweg“ Entwicklungsoptionen planerisch vorbereitet werden. Zur Schaffung von preisgünstigem Wohnraum ist zudem die Einführung einer Quote vorgesehen.
 

Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer: „Sindelfingen ist eine wirtschaftsstarke und lebenswerte Stadt. Daher wollen auch viele Menschen hier bei uns leben, und wir wachsen als Stadt. Bereits im Jahr 2017 hat der Sindelfinger Gemeinderat daher das Sindelfinger 10-Punkte-Programm zum Wohnungsbau und das Handlungsprogramm Wohnen 2025 beschlossen. In diesem Rahmen setzen wir auf ein moderates Innen- und Außenwachstum, bei dem auch die Infrastruktur entsprechend mitwachsen muss.
 
Um auch weiterhin ein attraktiver Wohnstandort für alle Bevölkerungsgruppen zu sein, ist es unser Ziel, im Bestand und in Neubaugebieten eine ausgewogene Mischung an Wohnräumen unterschiedlicher Qualität sowie einen Mix aus Miet- und Eigentumswohnungen zu erreichen. Mit Projekten wie dem Neubaugebiet Allmendäcker II konnten wir bereits Maßnahmen im Programm umsetzen. Zudem schaffen wir mit der Entwicklung des Krankenhausareals, des Goldbach-Quartiers oder des Post-/Voba-Areals zusätzlichen Wohnraum.
 
Wir müssen aber noch weitere Anstrengungen unternehmen, um den Bedarf an Wohnraum in unserer Stadt zu decken. Mit den nun vorgeschlagenen Maßnahmen, wie beispielsweise die Aktivierung von untergenutzten Flächen, Quartiersentwicklungen und die Mischung von Einzelhandels- und Wohnnutzungen, setzen wir kurz- und mittelfristig auf eine Intensivierung der Innenentwicklung.
 
Um auch langfristig als Stadt bei der Bereitstellung von Wohnbauflächen handlungsfähig zu bleiben, müssen wir zudem auch Flächen zur Siedlungserweiterung in den Blick nehmen. Der Bereich Sindelfingen West ist im Regionalplan als Wohnungsschwerpunkt ausgewiesen, wir möchten hier in Abschnitten ein neues Wohngebiet entwickeln. Für den Bereich „Mühlweg“ sollen daher Grundlagen ermittelt und Fachgutachten erstellt werden. Angesichts langer Planungs- und Realisierungszeiträume haben wir überhaupt erst die Möglichkeit, dort einmal Wohnraum zu schaffen, wenn wir heute mit den Planungen beginnen.
 
Um den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in Sindelfingen zu decken, ist entscheidend, dass es überhaupt ein Wohnraumangebot gibt, schließlich bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Zudem schlagen wir dem Gemeinderat erneut den Beschluss einer Quote zur Schaffung von preisgünstigem Wohnraum vor.“
 
Wohnraumbedarfsprognose für die Stadt Sindelfingen
Um den Wohnraumbedarf für die Zukunft besser abschätzen zu können, haben Stadtverwaltung und Gemeinderat eine Wohnraumbedarfsprognose in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zeigen, dass bis zum Jahr 2030 mit einer positiven Bevölkerungs- und Haushalteentwicklung zu rechnen ist. Infolgedessen und auf Grundlage der Bautätigkeiten der letzten Jahre ist von einem jährlichen Neubaubedarf von ca. 140 bis 260 Wohneinheiten bis 2030 zu rechnen. Da die positive Bevölkerungsentwicklung von einem großen Spektrum an Alters- und Bevölkerungsgruppen getragen wird, kann daraus nicht nur eine steigende, sondern auch eine breit differenzierte Wohnungsnachfrage abgeleitet werden.
 
Quantitative Wohnraumbedarfsdeckung
Die Deckung des Wohnraumbedarfs kann durch bisher ergriffene Maßnahmen und Wohnbauprojekte, wie die Entwicklung der Pfarrwiesenallee oder des Krankenhausareals, nicht vollständig gedeckt werden.
 
Um die ermittelten Bedarfe bis 2030 zu decken, ist es erforderlich, weitere Innenentwicklungsmaßnahmen zu ergreifen und die Bestrebungen der Innenentwicklung zu intensivieren. Die Verwaltung schlägt dem Gemeinderat hierzu ein Maßnahmenpaket vor. Dieses beinhaltet beispielsweise die Veröffentlichung eines Baulandkatasters, die Aktivierung von untergenutzten Flächen, Quartiersentwicklungen im Sinne der Nachverdichtung beispielsweise durch Aufstockung, Anbau, Ergänzung, Abriss und Neubau sowie weitere Gaubensatzungen. Für die verwaltungsseitige Koordination und Steuerung der Entwicklungsprozesse der Innenentwicklung will die Stadtverwaltung einen Innenentwicklungsmanager einstellen. Bei der Intensivierung der Innenentwicklung sind jedoch auch die Grenzen der Nachverdichtung und die gleichzeitige Einhaltung, Weiterentwicklung und Qualifizierung der urbanen Grünflächen zu berücksichtigen.
 
Damit die Handlungsfähigkeit bei der Baulandbereitstellung für die Stadt auch in Zukunft gewahrt werden kann, wird von Seiten der Verwaltung empfohlen, die Potentiale der Außenentwicklung weiter zu verfolgen. Um Flächenpotentiale für spätere Generationen zu sichern und um bei Bedarf zukünftig eine Flächenentwicklung vorzubereiten und zu ermöglichen, ist es erforderlich, im Bereich „Mühlweg“ südlich von Maichingen auf Sindelfinger Gemarkung Entwicklungsmöglichkeiten durch die Ermittlung von Grundlagen und die Erstellung von Fachgutachten zu prüfen.
 
Qualitative Wohnraumbedarfsprognose und das Sindelfinger Modell
Baubürgermeisterin Dr. Corinna Clemens: „Bei unseren Anstrengungen für neuen Wohnraum ist darauf zu achten, dass die verschiedenen Zielgruppen berücksichtigt werden. Um beispielsweise den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum decken zu können, schlagen wir dem Gemeinderat erneut den Beschluss des Sindelfinger Modells zur Schaffung von preisgünstigem Wohnraum vor. Unser Vorschlag für eine Quote sieht vor, dass zukünftig bei der Schaffung von zusätzlichem Planungsrecht oder dem Verkauf städtischer Grundstücke für Geschosswohnungsbau in Bestandsgebieten ein bestimmter Anteil der neuen Wohneinheiten als Sozialmietwohnungen oder preisgünstige Eigentumswohnungen entstehen soll. Der Gemeinderat soll über die Anwendung des Sindelfinger Modells jeweils projektbezogen entscheiden.“
 
Im Rahmen des Wohnungsneubaus ist darauf zu achten, dass bedarfsgerechte Angebote für die verschiedenen Zielgruppen geschaffen werden. Neben dem Neubau von Wohnraum für Familien sollte ein besonderer Fokus auf kleine sowie seniorengerechte und barrierearme
 
Wohnungen gerichtet werden. Außerdem besteht ein Bedarf an preisgünstigen Wohnungen. Um diesem Ergebnis der Wohnraumbedarfsprognose Rechnung zu tragen, wird den städtischen Gremien das Sindelfinger Modell zur Schaffung von preisgünstigem Wohnraum erneut zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt. Bei der Vergabe von städtischen Grundstücken für den Wohnungsbau und bei der Schaffung von zusätzlichem Planungsrecht für Wohnen auf privaten Grundstücken sollen auf mindestens 20 Prozent der (zusätzlichen) Geschossfläche geförderte Mietwohnungen und/oder preisgünstige Eigentumswohnungen entstehen.
 
Hintergrund
Die verstärkte Zuwanderung von Fachkräften aufgrund des wirtschaftlichen Erfolgs der gesamten Region wirkte sich ab ca. 2010 insbesondere auch auf den Wohnungsmarkt in Sindelfingen aus. Als Reaktion darauf hat der Gemeinderat im Jahr 2017 das Sindelfinger 10-Punkte-Programm zum Wohnungsbau und das Handlungsprogramm Wohnen 2025 beschlossen und Maßnahmen definiert, die sukzessive umgesetzt werden. Die Situation auf dem Wohnungsmarkt hat sich angesichts von Migrationsbewegungen, Energie- und Finanzierungskosten oder Baustoffknappheit weiter zugespitzt. Durch die zusätzlich vorgeschlagenen Maßnahmen wird das Handlungsprogramm Wohnen 2025 ergänzt, konkretisiert und auf der Grundlage neuer Daten zum Handlungsprogramm Wohnen 2030 fortgeschrieben.