Die ökologischen Aspekte des Sindelfinger Stadtwalds

Ökologie

Unser Wald ist ein unverzichtbares Gut für Mensch, Tier- und Pflanzenwelt.

Bäume im sommerlichen Laubkleid
Im Stadtwald stehen prächtige Bäume

Die Gemarkung Sindelfingens ist mit 1.800 Hektar zu rund 41 Prozent bewaldet. Die Stadt Sindelfingen setzt sich nachhaltig dafür ein, das ökologische Gleichgewicht ihres Stadtwaldes zu erhalten, um ihn als Erholungsraum und Lebensgrundlage für uns und zukünftige Generationen dauerhaft zu bewahren.

Besonders aufgrund seiner Lage in der Region Stuttgart werden an den Stadtwald hohe Anforderungen gestellt: Er soll Holz liefern, Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bieten, zu Spaziergängen einladen, für saubere Luft und ein ausgeglichenes Klima sorgen sowie den Boden schützen. Diese multifunktionale, naturnahe Waldwirtschaft ist ein erklärtes Ziel der Stadt Sindelfingen. Sie umfasst Aufbau, Pflege und Erhaltung naturnaher, standortgerechter und stabiler Wälder, die ihren verschiedenen Waldfunktionen gerecht werden.

Waldfunktionen und Umweltbildung

Der Wald hat ganz unterschiedliche Funktionen. Zum einen ist das die wirtschaftliche Nutzfunktion, hierzu zählt beispielsweise der Holzverkauf. Zum zweiten ist es die Erholungsfunktion für Waldbesuchende, die vielfältigen Aktivitäten wie Spazierengehen, Joggen oder Radfahren nachgehen können. Und zum dritten sind es Schutzfunktionen. Diese umfassen unter anderem Lärmschutz, Schutz vor Bodenerosion und Artenschutz. Diese drei Funktionen werden ergänzt durch die Umweltbildung. Sie vermittelt Themen rund um die verschiedenen Funktionen.

Biotop
Schutzfunktion: Biotop
Naturdenkmal Eiche
Schutzfunktion: Naturdenkmal Eiche
Altholzinsel
Schutzfunktion: Altholzinsel
Gelbbauchunke auf nassem Untergrund sitzend
Schutzfunktion: Gelbbauchunke
Erholungswald
Funktion: Erholungswald

Schutzfunktion

Unser Stadtwald schützt den Boden vor Erosion, dient dem Sicht- und Lärmschutz. Die Verdunstung wirkt sich positiv auf das Klima aus. Er beherbergt Biotope und Naturdenkmale. Alt- und Totholz bieten zahlreichen Lebewesen Schutz und Nahrung.

25 Prozent der Fläche sind Flora-Fauna-Habitate (FFH). FFH-Gebiete sind spezielle europäische Gebiete im Natur- und Landschaftsschutz, die dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten) dienen. Im Sindelfinger Wald sind das zum Beispiel Schlüsselblumen (Flora), Gelbbauchunken (Fauna) und Waldlichtungen (Habitate) mit Orchideen.

Fünf Prozent des Stadtwaldes sind besonders geschützte Biotope (nach § 32 Naturschutzgesetz und § 30 Landeswaldgesetz). An diesem vergleichsweise hohen Wert kann man erkennen, welche große Bedeutung Biotopen im Stadtwald Sindelfingen eingeräumt wird.

Umweltbildung

Das Waldzentrum am Forsthof wurde im Frühjahr 2017 als einer von vier Standorten des Natur.Erlebnis.Sindelfingen offiziell eingeweiht. Die jederzeit öffentlich zugängliche Anlage entstand in Kooperation mit der Bürgerstiftung. Führungen sind auf Anfrage möglich.

Das Waldzentrum bietet eine nachhaltige und aktuelle Bildungsplattform rund um die Themen Wald, Natur, Ökologie und den nachwachsenden Rohstoff Holz. Ausgangspunkt ist der Infopavillon am Forsthof. Im Inneren des Pavillons werden an 12 Tafeln interessante und wechselnde Informationen über den Wald und die Natur ausgestellt. Von hier aus startet auch der 2,1 km lange Lehrweg.

Um Natur nachhaltig zu begreifen, ist es wichtig, Natur zu erleben. Dafür stehen rund um den Forsthof abwechslungsreiche Anschauungsobjekte bereit: Im Insektenhotel werden Insekten und deren Nutzen für die Natur und Umwelt vorgestellt. Im Vogelbeobachtungshaus kann durch eine gezielte Ganzjahresfütterung die Vogelwelt des Waldes beobachtet werden. Verschiedene Vogelnisthilfen werden vorgestellt und dienen gleichzeitig der Beobachtung der Vogelbrut. Das große Feuchtbiotop am Forsthof wird von den Dachflächen der Forstgebäude gespeist, führt dadurch ganzjährig Wasser und veranschaulicht die Wasserflora und -fauna.

Zum Abschluss einer erlebnisreichen Naturbeobachtung bietet sich der große Grill- und Spielplatz am Forsthof an. Er verfügt über eine große Rasenfläche, verschiedene Spielgeräte und eine Grillstelle mit Tischen und Bänken. Weitere Informationen zu Natur.Erlebnis.Sindelfingen sowie die Veranstaltungen finden Sie hier.

Erholungsfunktion

Der Aspekt der Naherholung hat im Stadtwald Sindelfingen hohe Priorität. Bei der Waldbewirtschaftung wird dies berücksichtigt, indem die stadtnahen Altbestände nicht in dem Maße verjüngt werden, wie es vom Alter, der erreichten Umtriebszeit oder dem Zustand der Einzelbäume her möglich wäre. In siedlungsnahen Beständen wird die Holzernte besonders behutsam durchgeführt.
 
Das gut ausgebaute Wegenetz hält ein breites Angebot für Sport und Freizeitaktivitäten bereit. Diese und weitere Informationen wie z. B. unseren Waldknigge finden Sie hier.

Nutzfunktion

Auf der Grundlage des Landeswaldgesetzes und des Forsteinrichtungswerks werden im Forsteinrichtungszeitraum 2013 - 2022 jährlich etwa 7.500 Fm (Festmeter) Holz nachhaltig eingeschlagen. Die Waldbewirtschaftung richtet sich nach den Kriterien der PEFC-Zertifizierung wie auch den Leitlinien eines naturnahen Waldbaus. Die Holzernte erfolgt unter größtmöglicher Rücksichtnahme auf den verbleibenden Bestand und den Boden.

Der Klimawandel bereitet dabei mit seinen milden Wintern zunehmend Schwierigkeiten, da die Befahrung des Bodens im gefrorenen Zustand am wenigsten Schäden verursacht. Das notwendige Befahren mit Holzerntemaschinen und Rückeschleppern findet konzentriert auf den sogenannten Rückegassen statt. Wege werden nach Abschluss von Holzerntemaßnahmen gereinigt und ggf. instand gesetzt. Weitere Informationen zur wirtschaftlichen Nutzung finden Sie hier.

Bäume, Tiere und Pflanzen im Stadtwald

Der Stadtwald wird geprägt durch seine typischen Baumarten, Tiere und Pflanzen. Leider spielt auch hier der Klimawandel eine immer größer werdende Rolle. Pilze verursachen ein großflächiges Eschensterben, der Eichenprozessionsspinner kann Eichen auf Dauer schädigen, Buchen bekommen Sonnenbrand und alle Bäume leiden unter der zunehmenden Trockenheit. Hier gilt es sorgsam zu überlegen, welche Baumarten sich den neuen Bedingungen am besten anpassen können, und diese entsprechend anzupflanzen. Langfristig wird sich die Zusammensetzung des Stadtwaldes dadurch verändern.

Buchenwald im Sommerlaub
Buchen: 38 Prozent des Baumbestands
Fichtenwald mit ein bisschen Schnee und Weg der hindurchführt
Fichten: 16 Prozent des Baumbestands
Ein Stück Stamm und grüne Blätter einer Eiche
Eichen: 15 Prozent des Baumbestands
Kiefernwald gen Himmel fotografiert
Kiefern: 7 Prozent des Baumbestands
Eschenblätter vor blauem Himmel
Eschen: 5 Prozent des Baumbestands
Grünes Ahornblatt
Ahorn: 2 Prozent des Baumbestands
Lärchenast mit grünen Zapfen
Lärchen: 2 Prozent des Baumbestands

Bäume

Der Sindelfinger Stadtwald ist ein charakteristischer Mischwald, der zu 75 Prozent aus Laubbäumen und zu 25 Prozent aus Nadelbäumen besteht. Geprägt ist der Stadtwald durch seine über 160 Jahre alten Buchen- und Eichenbestände. Einzelne Baumriesen im Distrikt Winterhalde stammen aus der Zeit des 30jährigen Krieges (1618 - 1648).

Wer mehr über die Baumarten, deren Laub, Nadeln und Früchte erfahren möchte, kann dazu den Baum- und Strauchlehrpfad besuchen. Dieser startet am Forsthof und führt Richtung Grillplatz.

Tiere und Pflanzen

Der Stadtwald ist ein faszinierender Lebensraum für unzählige Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Der dauerhafte Schutz und Erhalt dieser lebendigen Vielfalt ist ein wichtiges Ziel der Stadt Sindelfingen. Bereits seit vielen Jahren werden zum Schutz gefährdeter Arten auf 32 Hektar ökologisch hochwertige Altholzinseln ausgewiesen. Diese bieten mit dem stehenden und liegenden Totholz Lebensraum für eine artenreiche Flora und Fauna. Mit dem Schonwald Schelmenwasen und dem Löchle in Darmsheim wurden in Kooperation mit den Naturschutzbehörden besondere Lebensräume geschaffen.

Jagd und Naturschutz

Eine wild- und waldgerechte Jagd durch Förster und Jagdpächter ist eine wesentliche Voraussetzung für eine naturnahe und dem Naturschutz gemäße Bewirtschaftung des Stadtwalds. Rehe mögen das frische Grün der jungen Bäume. Wenn der Wildbestand zu groß wird und der Verbiss zu hoch ist, kann sich der Wald nicht mehr im gewünschten Maße verjüngen. Ein gesunder Waldbestand besteht aus einem gesunden Mischwald, in dem Jungpflanzen verschiedener Baumarten gedeihen können.

Ohne Jagd steigt die Wildschweinpopulation, was zu vermehrten Schäden in angrenzenden Bereichen, wie zum Beispiel Gärten, Bebauung oder landwirtschaftliche Flächen sowie zu vermehrten Wildunfällen an Straßen führen kann.

Schmetterling Schwalbenschwanz auf Wiesenblume
Schwalbenschwanz
Ein Feld von Buschwindröschen
Buschwindröschen
Hirschkäfer auf Wiese
Hirschkäfer
Rote Waldameisen auf einem Stamm
Rote Waldameise