Stolpersteine für Familie Ullmann, Karl Keinath und Wilhelm Brendle verlegt

Die Stadt Sindelfingen beteiligt sich am Gedenkprojekt „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig. Am Donnerstag, den 22. Mai, verlegte Gunter Demnig im Beisein von Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer, den Paten und Nachfahren der Familie Ullmann sowie weiterer Gäste die ersten Stolpersteine für die jüdische Familie Ullmann, Karl Keinath und Wilhelm Brendle.

Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer sagt: „Über 40 Männer, Frauen und Kinder wurden in Sindelfingen Opfer des Terrors der Nationalsozialisten. Sie wurden gezielt verfolgt, entrechtet, gequält und umgebracht. Mit den Stolpersteinen bauen wir unsere städtische Erinnerungskultur aus und setzen ein Erinnerungszeichen und Ausrufezeichen zugleich. Die Stolpersteine für die jüdische Familie Ullmann, Karl Keinath und Wilhelm Brendle halten die Erinnerung an diese Menschen wach und mahnen uns, jeglicher Erscheinungsform menschenfeindlicher Politik mit aller Entschlossenheit entgegenzutreten. Ich danke dem Künstler Gunter Demnig sehr herzlich für seinen Besuch in unserer Stadt, bei dem er die ersten Sindelfinger Stolpersteine persönlich verlegt hat. Ich danke ebenso herzlich allen Paten, die die Verantwortung und Pflege für die Stolpersteine übernehmen. Mein besonderer Dank gilt allen, die an der Zeremonie zur Verlegung der Stolpersteine mitgewirkt haben. Es war mir eine große Ehre, dass Jennifer Ullmann-Jones mit ihrem Mann Colin extra den weiten Weg aus England nach Sindelfingen gemacht hat, um bei der Verlegung der Stolpersteine dabei zu sein und sogar einige Worte auf Deutsch an uns zu richten. Ich danke den Schülerinnen und Schülern des Stiftsgymnasiums für ihre wertvollen Beiträge, darunter ein sehr berührender Poetry Slam, und Klaus Kreczchmarsky für die musikalische Gestaltung der Veranstaltung. Geschichte wiederholt sich nicht, aber wir können und müssen aus ihr lernen – Nie wieder ist jetzt.“

Insgesamt wurden an drei Stationen in der Stadt Stolpersteine verlegt. Die ersten Stolpersteine wurden für Emil Ullmann, Lili Ullmann und Siegfried Ullmann am DOMO (ehemals Obere Vorstadt 1) eingesetzt. Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer begrüßte die Gäste, anschließend sprach Jennifer Ullmann-Jones, eine Verwandte der Familie Ullmann, einige Worte. Stadthistoriker Horst Zecha gab an jeder der drei Stationen nähere Informationen zu den Personen, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. In der Oberen Vorstadt 1 stand das Haus, in dem ein Teil der Familie lebte und in dem sich die Viehhandlung der Familie befand. Lili und Siegfried Ullmann wurden im Dezember 1941 nach Riga deportiert und kamen dort zu Tode. Emil Ullmann wurde im April 1942 nach Izbica verbracht und dann vermutlich in einem der umliegenden Vernichtungslager ermordet. In der Bahnhofstraße 31 wurde anschließend ein Stolperstein für Karl Keinath und in der Uhlandstraße 25 für Wilhelm Brendle gesetzt. Beiden wurde ihre Arbeit im kommunistischen Widerstand zum Verhängnis. Wilhelm Brendle kam im Januar 1940 im KZ Mauthausen ums Leben, Karl Keinath im April 1942 im KZ Flossenbürg. An der Veranstaltung beteiligten sich auch Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen des Stiftsgymnasiums mit eigenen Beiträgen.

Die Stolpersteine sind Teil der städtischen Erinnerungskultur. Dazu zählen unter anderem auch die Gedenktafel für NS-Opfer am Sindelfinger Rathaus, Gedenkstelen auf dem Alten Friedhof sowie das Denkmal für die Familie Ullmann am DOMO.

Perspektivisch plant die Stadt Sindelfingen die Verlegung weiterer Stolpersteine, für die ebenfalls Paten gesucht werden. Interessierte können sich für eine Patenschaft an das Amt für Kultur der Stadt Sindelfingen wenden unter 07031/94-409 oder per E-Mail an horst.zecha@sindelfingen.de.